06. September 2022
„Bei Brahms liegt unglaublich viel Trost drin, bei Mozart auch, und Bach natürlich. Das sind vielleicht die drei, die mich im Moment am meisten begleiten" – das sagte Lars Vogt kurz nachdem bei ihm im Frühjahr 2021 ein Speiseröhrenkrebs diagnostiziert worden war. Ungemein offen ging der 1970 geborene Pianist und Dirigent mit seiner Erkrankung um, er gab berührende Einblicke in sein Seelenleben – und er war noch im April dieses Jahres in der Alten Oper Frankfurt zu erleben gewesen, als Solist mit dem hr-Sinfonieorchester. Wenige Tage vor seinem 52. Geburtstag ist er nun „im Kreise seiner Familie friedlich eingeschlafen, nachdem er gegen den Krebs gekämpft hatte", wie seine Agentur Askonas Holt mitteilte.
Brahms und Mozart, zwei seiner finalen Trostspender: Auf einzigartig intensive Weise konnte das Frankfurter Publikum Lars Vogts Interpretationen gerade dieser beiden Komponisten noch jüngst in der Alten Oper erleben. „Mozart Momentum" hieß ein zweiteiliges Konzertprojekt im Mai 2019, in dem Lars Vogt mit Mitgliedern des Mahler Chamber Orchestra tief in das Mozart-Universum eingetaucht war. Und wenige Monate zuvor hatte er am gleichen Ort ein mit den Geschwistern Tetzlaff gestaltetes Kammermusikprogramm ganz Johannes Brahms gewidmet, dessen Musik er auf so innig-durchdringende Weise zu spielen verstand.
Eine besondere Herzensangelegenheit für ihn war die von ihm initiierte ehrenamtliche Künstlerinitiative „Rhapsody in School" mit Schulbesuchen hochkarätiger Musiker – Termine dieses Projekts waren und sind auch Teil des „Pegasus"-Programms der Alten Oper.
Seit seinem zweiten Preis beim Klavierwettbewerb von Leeds 1990 war Lars Vogt auf allen internationalen Podien zuhause, zunächst als Pianist, zuletzt auch verstärkt als Dirigent. Und bereits in jenem Jahr 1990 war Lars Vogt auch zum ersten Mal in der Alten Oper aufgetreten, in einer Klaviertrio-Besetzung im Rahmen der „Feierabendkonzerte". Mehr als 30 Jahre lang war die Alte Oper mit diesem Künstler verbunden gewesen, der zu den eindrucksvollsten zählte in unserer Zeit. Wir danken Lars Vogt für die zahlreichen musikalischen Sternstunden in unserem Haus. Unser Mitgefühl gilt seiner Familie.